Jamaika
Jamaika [jaˈmaɪ̯ka] (engl. Jamaica) ist ein Inselstaat innerhalb des Commonwealth of Nations in der Karibik.
Der Name leitet sich vom arawakischen Xaymaca oder Chaymakas ab, was so viel wie Quellenland oder Holz- und Wasserland bedeutet. Die ehemalige Kolonie ist für ihre vielseitige Kultur, aber auch für ihre sozialen und wirtschaftlichen Probleme bekannt.
Tourismus
11 Kilometer langer Sandstrand in Negril
Bananentransporter brachten um 1900 die ersten Touristen auf die Insel, große Gruppen kamen ab 1970. Die meisten reisen über einen der beiden internationalen Flughäfen in Kingston und Montego Bay oder mit einem Kreuzfahrtschiff ein. Zum Bild des Tropenparadieses trug der Schauspieler Errol Flynn bei, der sich in den 1950er-Jahren ein großes Anwesen kaufte.
Im Jahr 2005 besuchten rund 2,61 Millionen Touristen die Insel. Nach dem 11. September 2001 brach die Besucherzahl zunächst ein, aber 2006 wurde mit 1,7 Millionen Flugtouristen ein Plus von 13,5 % gegenüber dem Vorjahr erzielt. Die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere stieg um 17,7 % auf 1,3 Millionen. Die Zahl deutscher Besucher stagnierte dagegen seit 2006 bei rund 20.000 Gästen.[33] Im Pauschaltourismus kommt der allergrößte Teil aus Nordamerika aufgrund der relativ kurzen Flugzeiten von ca. 4 Stunden. Hierbei stellen den größten Teil US-Amerikaner europäischen oder afrikanischen Ursprungs aus den nördlichen und nordöstlichen Bundesstaaten. Die meisten Kanadier stammen aus Ontario. Das restliche Kontingent stellen Touristen aus Deutschland, Großbritannien und Italien dar. Alle großen Urlaubshotelketten haben entsprechende Häuser und alle großen europäischen Veranstalter bieten Pauschalreisen in die drei Haupturlaubsorte Negril im Westen und Montego Bay im Nordwesten sowie Ocho Rios im Norden an. Neben dem typischen Strandtourismus und auch in Verbindung damit ist Jamaika ein bevorzugtes Ziel weiblicher Sex-Touristinnen aus den vorgenannten Ländern.
Als ein weiterer Tourismuszweig wird Ökotourismus im Inland und in der Pedro Bank immer wichtiger. Besonders großes Wachstum erhofft die Regierung sich durch Tagesausflügler von Kreuzfahrtschiffen. Jamaikas Tourismusminister Edmund Bartlett verfolgt bis 2010 das ehrgeizige Ziel, 4.600 neue Hotelzimmer bauen zu lassen.
Den Touristen werden diverse Ausflugsprogramme geboten, meist zu landschaftlichen Attraktionen, da es auf Jamaika wenige historische (Kolonial-)Bauten gibt. Große Einkaufszentren oder Fußgängerzonen wie in den Touristenzentren in anderen Ländern, sucht man jedoch vergebens. Die Märkte und Geschäfte sind auf die Deckung des Bedarfs der einheimischen Bevölkerung ausgelegt, jedoch existieren auch für Touristen vorgesehene (Handwerks-)märkte, in denen jedoch wie überall anders auch die üblichen Souvenirs (T-Shirts und Tassen mit Jamaika-Bezug, selbst hergestellter Schmuck und Holzschnitzereien) erworben werden können. Märkte mit einem großen Angebot an Fälschungen von Markentextilien existieren ebenfalls nicht.
2006 waren etwa 55.000 Menschen im Hotelgewerbe beschäftigt. Dazu kamen zahlreiche Arbeitsplätze im Dienstleistungsgewerbe. Ein großer Teil der Hotelanlagen gehören ausländischen Investoren, die mit Steuervergünstigungen in den 1970er-Jahren angelockt wurden. So kommen große Teile der Einnahmen nicht Jamaika zugute, sondern verlassen die Insel wieder. Ein großer Teil der in den Hotels verwendeten Lebensmittel wird importiert.
Klima
Kingston | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Das Klima Jamaikas ist tropisch und wird vom Nordostpassat geprägt. Die Temperaturunterschiede sind im Jahresverlauf gering. In Kingston beträgt die mittlere Monatstemperatur im Januar 25 °C und im Juli 27 °C, im zentralen Hochplateau ist sie rund drei Grad geringer. Die teilweise über 2000 Meter hohen Blue Mountains sind das ganze Jahr über schneefrei. Es gibt zwei deutlich ausgeprägte Regenzeiten in Mai und Juni und von September bis November.
Die jährliche Niederschlagsmenge ist regional sehr unterschiedlich. Mehr als 5.000 mm Regen fallen in den Bergen des Nordostens, während in der Umgebung von Kingston, an der wechselfeuchten Südküste, der Mittelwert bei rund 800 mm liegt. Im Spätsommer und Frühherbst ziehen häufig Stürme über die Insel hinweg. In dieser Zeit besteht Gefahr durch Hurrikane. Zuletzt richteten 1951 Hurrikan Charlie und 1988 (Hurrikan Gilbert) schwere Schäden an.
Fauna und Flora
Ein Karibik-Manati
Jamaika lässt sich in drei Ökoregionen einteilen. Trockenwald entlang der Küste, Feuchtwald im hochgelegenen Landesinneren und Mangroven entlang einiger Küstenabschnitte. Auf der abgeschiedenen Insel haben sich viele Tier- und Pflanzenarten entwickelt, die es nur hier gibt (also endemisch sind).
Vor der Besiedlung durch die Spanier waren große Teile Jamaikas von dichtem Wald bedeckt. Heute werden viele dieser Flächen zu landwirtschaftlichen Zwecken benutzt. Lediglich Regionen an der Nordküste, das Cockpit County und die Pedro Bank sowie die höchsten Regionen der Blue Mountains sind weitestgehend in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten.
Das Cockpit County ist ein wichtiges Rückzugsgebiet für Vögel. Ein Großteil der auf der Insel vorkommenden Arten sind hier zu finden, darunter der endemische Nationalvogel Wimpelschwanz. In den zahlreichen Höhlen leben verschiedene Fledermausarten. Einige Kolonien umfassen mehr als 50.000 Tiere. Die Jamaikaeule und die Jamaikaboa, das größte Landraubtier der Insel, ernähren sich von ihnen.
In den höheren Lagen wachsen neben Mahagonigewächsen wie der Swietenia vor allem Zedern und Mahoe. Der Regenwald beherbergt 28 Vogelarten, die nur hier vorkommen. Der Jamaikanische Riesenschwalbenschwanz, (zool. Pterourus homerus; engl. Jamaican giant swallowtail),[6] ein auf Jamaika endemischer Ritterfalter, gilt als einer der größten Schmetterlinge der Welt.
Außer Sandbänken und ausgedehnten Seegrasfeldern bietet die Pedro Bank die letzten noch gut erhaltenen Korallenriffe des Landes. Obwohl die Bank ein wichtiges Fischereigebiet ist und immer mehr Touristen anlockt, konnten die Behörden sie durch gesetzliche Regelungen und intensive Überwachungsmaßnahmen vor der Zerstörung bewahren. Die kleinen Inseln werden unter anderem von Maskentölpeln und Rosenseeschwalben, aber auch von der bedrohten Karettschildkröte zur Eiablage benutzt. Sie sind teilweise als Schutzgebiete ausgewiesen. In der Bank und entlang der Küste leben die seltenen Karibik-Manatis.
Rastafari
Rastaman mit Dreadlocks
Kaum eine Gruppe prägte und prägt das Bild Jamaikas im Ausland mehr als die Rastafari. Es handelt sich um eine christlich angelehnte Glaubensgemeinschaft mit einer eigenen Lebensweise. Sie entstand in den 1930er-Jahren unter den Nachkommen afrikanischer Sklaven. Die Anhänger sehen im ehemaligen äthiopischen Kaiser Haile Selassie den neuen Messias, von dessen Geburtsname Ras Tafari sich ihre Bezeichnung ableitet. Mit ihm war die Hoffnung auf eine Befreiung Afrikas von der kolonialen Unterdrückung verbunden.
Rastafari besteht aus verschiedenen Bewegungen. Die meisten stellen das Individuum ins Zentrum, das einerseits frei von Gesetzen und Vorschriften leben, die Reinheitsvorschriften des Alten Testaments aber befolgen soll. So lehnen diese Gruppen den Genuss von Alkohol und Tabak ab. Viele zeigen ihre Glaubenszugehörigkeit durch das Tragen von Dreadlocks. Häufig wird die Glaubensrichtung zu Unrecht auf diese Merkmale reduziert. Bekannt wurde die Bewegung im Ausland vor allem durch Reggae-Sänger wie Bob Marley und Peter Tosh.
Musik und Tanz
Statue von Bob Marley, einem der bekanntesten Musiker der Insel
Musik ist ein wichtiger Teil der nationalen Identität Jamaikas und des Bildes der Insel im Ausland. Viele Stilrichtungen verbreiteten sich von hier in der ganzen Welt. Gesungen wird häufig in Jamaika-Kreolisch (Patois genannt).
Die von den Sklaven aus Afrika mitgebrachte Musik hatte oft religiösen Charakter. Im Wechsel trägt ein Sänger einen Text vor und ein anderer erwidert darauf; wichtigstes Musikinstrument ist die Trommel. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich daraus der Mento, die erste eigene Musikform der Insel. Der Stil war vor allem in den 1940er- und 1950er-Jahren populär. Aus ihm entwickelten sich die späteren Musikrichtungen und der jamaikanische Volkstanz. Die direkten, teilweise pornographischen Texte, wurden auf Druck der Kirche häufig im Geheimen vertrieben.
Ende der 1950er-Jahre entstand die sogenannte erste Welle des Skas in den armen Wohnvierteln Kingstons. Neben dem Mento wurde er von amerikanischen Rhythm and Blues und Jazz beeinflusst, eine der ersten bedeutenden Vertreter war die Gruppe The Skatalites, von denen wahrscheinlich auch der Name Ska stammt. Ursprünglich waren die meisten Interpreten durch die Unabhängigkeit des Landes 1962 optimistisch und sangen von einer besseren Zukunft. Die sich verschlechternden Lebensbedingungen führten zu einer Radikalisierung, die Interpreten begannen soziale Probleme zu thematisieren. Die Besetzung einer Skaband besteht üblicherweise aus einer Rhythmusgruppe mit Gitarren, Bass, Klavier oder Orgel und Schlagzeug und Blasinstrumenten wie Saxophon, Trompete oder Posaune. Der zum Ska gehörende Tanz heißt Skank.
Ende der 1960er-Jahre entwickelte sich die bekannteste Musikrichtung Jamaikas, der Reggae. Der bekannteste Interpret ist Bob Marley mit seiner Band The Wailers. Neben Blasinstrumenten und Trommeln kommen elektronische Musikinstrumente und Studioeffekte zum Einsatz. Zwei Formen haben sich im Land besonders durchgesetzt. Roots-Reggae ist stark von den Rastafari beeinflusst. Neben religiösen Themen geht es in den Texten vor allem um Armut und soziale Ungerechtigkeit. Die ersten Lieder, die als Roots-Reggae bezeichnet werden können entstanden 1969, wobei vor allem Satta Masa Gana von den Abbyssinians erwähnt werden muss. Die Popularität hat mittlerweile stark abgenommen, der Reggae wird aber immer noch praktiziert. Dancehall ist vom Hip-Hop beeinflusst, die Texte sind häufig gewaltverherrlichend und homophob. Zu den bekanntesten Interpreten zählen Bounty Killer, Beenie Man, Elephant Man und Sean Paul.